MANILLEN, Arm- und Fussknöchelringe als Währung in Westafrika
Gruppe diverser alter Manillen aus Kupfer und Gelbguss
Zwei schwere Hochzeitsmanillen aus Kupfer
Allgemein:

Manillen gehörten zu den wichtigsten Zahlungsmitteln Westafrikas. Ihr Gebrauch erstreckte sich von der gesamten Guineaküste bis hin zum Kongobecken. Vom 16. Jahrhundert an, bis zu ihrer Abschaffung 1949 durch die englische Kolonialregierung, bildeten sie in Nigeria die wichtigste Währungsform. Zuerst im Königreich BENIN eingeführt, verbreiteten sie sich nach CALABAR und in Landesinnere.

Ursprung der Manillen:

Über den wahren Ursprung de Manillen gibt es eine Reihe von Vermutungen. Einige Autoren sind der Auffassung, dass Manillen von phönizischen Seefahrern nach Westafrika gebracht worden sind. Andere wiederum glauben, dass die Einheimischen Manillen aus Metallbolzen gestrandeter Schiffe gefertigt haben. Einer dritten Version zufolge, fanden Küstenbewohner in einem Wrack Bronzeringe, die Sie den Portugiesen mit der Bitte um Beschaffung zeigten. Die Frage, ob Manillen, oder eine Art von Manillen vor Ankunft der Europäer bekannt waren, ist zur Zeit nicht zu beantworten. Fest steht, dass die Einfuhr von Manillen durch die Portugiesen, später folgten dann auch Holländer und Engländer, auf eine hohe Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung stieß.

Verbreitung durch europäische Händler:

Bereits Anfang des 16. Jahrhunderts begannen die Portugiesen große Mengen von Manillen nach Westafrika zu verschicken. Über die Handelsstation SAN JORGE da MINA wurden bereits zwischen 1504 und 1507 insgesamt 287.813 Stück eingeführt. An dem Geschäft mit den Manillen waren sogar die FUGGER beteiligt. Sie übernahmen spätestens seit Mitte des 16. Jahrhunderts einen Großteil der Beschaffung. Nach einem notariellen Akt aus dem Jahr 1548 verpflichteten sie sich, neben anderen Gebrauchsgegenständen aus Metall, tausende von Messingspangen, MANILHAS de LATAM, an den portugiesischen König zu liefern. Nach den Portugiesen übernahmen dann die Holländer und schließlich auch die Engländer das Geschäft mit der Guineaküste. Seit dem 18. Jahrhundert wurden dann auch in England Manillen produziert und in großen Mengen an die westafrikanische Küste geliefert.

Handelswert und Verwendung der Manillen:

Die europäischen Händler benutzten Manillen im Tausch gegen Pfeffer, Elfenbein, Gold und Palmerzeugnisse, vor allem aber gegen SKLAVEN. Quellen aus der Zeit um 1500 zufolge erhielt man für einen Armreifen einen Elfenbeinstoßzahn und für 12 bis 15 einen Sklaven. Wegen der engen Verbindung zum Sklavenhandel wurden sie auch als SKLAVENGELD bezeichnet. Nach dessen Abschaffung dienten sie vor allem dem Erwerb von Palmöl. Neben ihrer Funktion als Zahlungsmittel wurden Manillen auch bei zeremoniellen Anlässen verwendet, wobei man sie rhythmisch aneinander schlug. Darüber hinaus waren sie Bestandteil des Brautpreises und fungierten als Grabbeigaben. Manillen wurden außerdem auch als Rohmaterial für die Herstellung von Schmuck und den frühen BENIN BRONZEGÜSSE verwendet. Eine häufige Darstellung auf diesen Bronzeplatten sind Europäer mit Manillen. Bereits im 16. Jahrhundert tauchen diese Motive auf.

Manillenarten:

Die Bezeichnung MANILHA (Manille) stammt aus dem Portugiesischen und setzt sich aus maho = Hand und Anilho = Ring, zusammen. Sie kam aber nur im Verkehr zwischen Europäern und Einheimischen vor. Es gab dutzende Arten von Manillen, welche die Einheimischen nach Größe, Form und Verzierung unterschieden. Die Armreifen wurden aus verschiedenen Metallen gefertigt. Vorwiegend jedoch aus Kupfer und Messing bzw. aus einer Mischung dieser verschiedenen Metalle, später auch Eisen; wobei jedoch keineswegs alles, was nach einer Manille aussah, akzeptiert wurde. Beispielsweise versuchten die Engländer, Manillen aus Gusseisen zu importieren. Da diese beim Aneinanderschlagen aber nicht klangen, wurden sie von den Einheimischen abgelehnt. Ebenso durften Unebenheiten an den Enden, die aus produktionstechnischer Sicht als Mangel galten, nicht geglättet oder weggefeilt werden. Das Gewicht der Manillen betrug im Durchschnitt 500 bis 1000 Gramm. Es gab aber sowohl leichtere, von 100 bis 200 Gramm, als auch schwerere, die 4 kg und in Einzelfällen mehr, wiegen konnten.

Welche Manillen als "echte" Geldmanillen oder als Schmuck bezeichnet werden dürfen, darüber gibt es unter Fachleuten abweichende Ansichten. Grundsätzlich kann man wohl davon ausgehen, dass zwischen der Funktion als Schmuck und der als Zahlungsmittel keine feste Grenze bestand.

Genauso verhält es sich bei der Bewertung der Manillen untereinander. Form, Verwendungszweck sowie Wert, hingen vor allem von regionalen Besonderheiten und der Nutzung ab. Über Jahrhunderte waren Manillen relativ Wertstabil und kaum Schwankungen unterworfen. Erst die Einführung des kolonialen Währungssystems, das parallel zu den Manillen existierte, führte zu saisonalen Schwankungen und später zu erheblichen Werteinbußen. Zum Schluss wurden Manillen nur noch aufgrund ihres Metallwertes als Zahlungsmittel akzeptiert.

Das Ende der "Manillenwährung":

Das nebeneinander der Manillen und des englischen Währungssystem führte dazu, dass die Handelsgesellschaften die Preisschwankungen der Manille zu Spekulationen ausnutzten. Das traditionelle Zahlungsmittel wurde nach der Palmölernte, April bis Juli, bei sinkendem Wert gekauft und gehortet, in einem Fall in OPOBO bis zu 3 bis 4 Millionen Stück-; während der Erntesaison führte der gestiegene Bedarf an Manillen dann zu einem höheren Preis. Im Januar kosteten 108 Manillen ein englisches Pfund, im Juli hingegen erhielt man für den gleichen Betrag nur noch 103 Stück. Vergegenwärtigt man sich die Größenordnung mit der die Handelshäuser arbeiteten, wird die enorme Gewinnspanne deutlich.

Am ersten April 1949 wurden Manillen in Nigeria verboten. Jede Familie durfte nur noch 200 Manillen für zeremonielle Zwecke behalten, den Rest musste man, innerhalb einer bestimmten Frist, bei staatlichen Stellen gegen englisches Geld eintauschen. Es wurden 32,5 Millionen Stück zurückgegeben, was die Kolonialregierung damals 400.000 Pfund kostete.

"elkiss", schwere Armreifen, der Tuareg aus massivem Silber, wurde als Wertanlage und Brautpreis verwendet.
Typische Birminghammanille aus dem 18. Jahrhundert u. Ztr., afrikanischer Bodenfund.

Schwere Gelbgussmanille/Armreif mit zwei Dodekaederenden, die teilweise mit Kupferstreifen eingelegt sind. Bereich Mali-Niger, wurden dort von den Tuaregfrauen, vorwiegend im Bereich Agadez, getragen.

"khalakahl", maurischer Fussknöchelreif aus massivem Silber, galt als Wertanlage und Brautpreis.
2 Senufo Fussknöchelringe aus Gelbguss, oberer stark abgetragen. Diese wurden nur von Frauen getragen. Etwa mittig, 2 Kinderarmreifen mit zoomorphen Darstellungen.
Arm-Fussreif der Senufo mit Schellen. Wurden vorwiegend bei Auftritten von Heilkundigen, aber auch von Musikern Kindern und Jugendlichen beim Tanz getragen.
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